
Gegenüber Messinstrumenten, Apparaturen und systematisiertem Wissen, mit deren Hilfe wir heute vorzugsweise über die dingliche Welt verfügen, fordert der Umgang mit Werkzeugen zuerst einmal, alles beiseite zu lassen, was andere Personen darüber sagen und schreiben, verlangt von der Sache her, sich in erster Linie an eigenen Wahrnehmungen, Gedanken und Vorstellungen zu orientieren. Unter dieser Bedingung beginnt eine Art persönlichen Verstehens und Denkens, erst einmal ungeachtet der heute geltenden wissenschaftlichen Weltsicht und ihrer normierenden Einflussnahme.
Der Umgang mit Werkzeugen hat den unschlagbaren Vorteil, unser körperliches und mentales Erbe in vollem Umfang und bis an seine Grenzen in Anspruch zu nehmen und dabei auch zwangsläufig weiter auszubilden. Auf diesem Weg ist über lange Zeiträume das Vermögen zu intuitivem Denken entstanden. Jedes Kind kann in einer besonderen Art des Erinnerns eine Verbindung dazu herstellen. Und es wird ganz auf sich selbst gestellt alles wofür es sich wirklich interessiert auch herausfinden können, sofern man es nicht vom notwendigen praktischen Ausprobieren fernhält, und seine gedanklichen Bemühungen nicht störend für das Erlernen von Vorgegebenem in Anspruch zu nimmt.
Schon die Handhabung eines Stöckchens, mit dem es in weiche Erde Figuren zeichnet, gibt ihm Gelegenheit, im Umgang mit Dingen einen Weg der Verständigung zu finden. Und es ist leicht zu erkennen, wie dieser allereinfachste Werkzeuggebrauch geradezu zauberhaft elementare Strukturen des Verstehens in Gang setzt.
Was hier zum Tragen kommt, ist eine komplexe nervliche Verknüpfung von Körpergefühl und Denken, das schon von Geburt an außerordentlich sinnvoll und lebensnah die aktive Weltaneignung zu entfalten vermag. Speziell bei Verrichtungen des alltäglichen Lebens, mit denen Menschen schon seit jeher beschäftigt waren, wird dieses Zusammenspiel von Gedanken und Empfindungen am leichtesten angesprochen. Sobald unsere Kleinen Gelegenheit haben mit Werkzeugen zu arbeiten, zeigen sie ausnahmslos ein spontanes erfinderisches Interesse.
In einer technisierten und von Theoriebesessenheit geprägten Gesellschaft brauchen Kinder dringlich gedanklichen Spielraum, um sich mehr als ein konstruiert formales Verständnis der Dinge zu erwerben. Etwas Gleichwertiges wie die Materialbearbeitung mit Handwerkzeugen, das so unkompliziert und zuverlässig zu intelligentem Verhalten gegenüber der dinglichen Welt anleitet, wird wohl schwerlich zu finden sein.