
Das Verblüffendste an allem, was man mit Kindern in unserer Werkstatt erleben kann, das ist die Sicherheit, mit der sie darüber entscheiden, was für ihre aktuellen Bemühungen passt und was nicht. Auch wenn sie hier zum ersten Mal arbeiten. Vielleicht erscheint es ihnen auch selbst ein wenig verwunderlich, wie die Dinge so verständlich zu ihnen sprechen : „Mach es doch einfach so! Oder probier es mal ganz anders!“ Kann sein, dieser Eindruck ist dann auch mit im Spiel, wenn später im Laufe des Tages unvermeidlich nachgefragt wird, wo denn all die Werkzeuge und Arbeitsgeräte herstammen. Ob ich sie mir etwa selbst ausgedacht und gebaut hätte. Aus meiner Antwort, dass dem ungefähr so sei, und der Art von Hilfestellung, die ich gelegentlich anbiete, und aus allem, was sie sonst noch so nebenbei beobachten, wird ihnen klar, wie umfassend ich mich mit diesen Dingen auskenne.
Und nun kommt das Beste. Die Kinder haben generell überhaupt kein Problem damit, einen sachlich begründeten Vorschlag, den ich mir gut überlegt habe, zurückzuweisen und zu sagen: „Nein, so geht das nicht gut. Ich mache es doch lieber anders.“ Wie kann man das verstehen? Woher nehmen sie dieses so unerwartete Selbstvertrauen im Handeln. Sie kennen sich doch selbst mit der Sache noch so wenig aus, und ihre gewöhnlichen Erfahrungen mit Lernsituationen werden ein solches Verhalten auch nicht gerade nahelegen.
Wenn das Wenige ausreicht, um eine richtige Entscheidung zu treffen, so muss diese geniale Vereinfachung des Begreifens in den sachlichen Gegebenheiten des Arbeitszusammenhangs einer Werkstatt überhaupt liegen. Und so lange wir erfinderisches Denken und Handeln nicht an die Maschinenwelt abgeben, stellt uns die klassische Werkstatt ganz überraschend ein außerordentlich hilfreiches und tolerantes Instrumentarium der Weltaneignung zur Verfügung.
Betrachtet man hingegen die Schule und die lange Geschichte ihres nahezu aussichtslosen Bemühens, sich dem harten Griff von Protektion und rücksichtsloser Vereinnahmung von Seiten der Machthaber zu entwinden, so fällt es nicht schwer zu erkennen, dass auch in unserer Zeit weder Lehrer noch Schüler eine Chance haben, der Definitionsmacht und begrifflichen Disziplinierung durch die unsere Gesellschaft bestimmenden Macher wirklich eine Grenze zu setzen und gleichfalls zu sagen: „Nein, so nicht“.
Insofern kann eine Werkstatt mit von Bildungsinstitutionen unabhängigem Status unseren Kindern möglicherweise das passende und entlastende Gegenstück zu den Erfahrungen mit Schulunterricht bieten.
Dieses sehr bestimmte NEIN der Kinder war für unsere Unternehmungen von Anfang an richtunggebend, und kennzeichnet das verdienstliche Mitwirken der Kinder an den Entwicklungen unserer Spänewerkstatt. Das „Komm her, ich erkläre es dir“ mochten die Kinder überhaupt nicht. Aber „Nimm und probier es selbst“ das war genau richtig.